
26. Juni 2025
Vorbild-Projekt: Medienrummel um Inklusion in Kita Teams
Medienrummel in der Kita Wietzegraben: Hannovers Presseszene wollte berichten, über das, was immer wieder in der Öffentlichkeit stark diskutiert wird: Inklusion auf dem ersten Arbeitsmarkt. In drei Einrichtungen der Paritätischen Hannover gGmbH gibt’s den Beweis: Inklusion in Kita Teams kann gelingen – praktisch und nachhaltig.
Gestern beim Pressetermin in der Kita Wietzegraben zeigten Kids und das Team der Mitarbeitenden: Vielfalt wird hier groß geschrieben. Initiiert vom Paritätischen Wohlfahrtsverband Niedersachsen und betreut von der Projektkoordinatorin Reena Fragge, eröffnet das Projekt Menschen mit Beeinträchtigungen neue berufliche Perspektiven mit einer sozialversicherungspflichtigen Anstellung für ein selbstbestimmtes Leben. Gleichzeitig stärkt das Projekt Kindertagesstätten als inklusive Arbeitsorte. Gefördert wird das Vorhaben von Aktion Mensch.
Seit dem Projektstart im September 2024 wurden Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) mit Kindertagesstätten vernetzt, in diesem Fall die Hannoversche Werkstätten gGmbH und die Paritätischer Hannover gGmbH. Die Projektpartner ermöglichten Praktika und Hospitationen und bereiteten individuelle Übergänge in Beschäftigung vor. In Braunschweig, Hannover und im Landkreis Hameln haben mittlerweile Teilnehmende eine sozialversicherungspflichtige Anstellung über das Budget für Arbeit aufgenommen – ein entscheidender Meilenstein für das Projekt und ein starkes Signal für gelungene Inklusion, die ein Gewinn für alle Seiten ist.
Das Budget für Arbeit bietet Menschen mit Beeinträchtigung eine dauerhafte Beschäftigung außerhalb der Werkstatt. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber profitieren von einem Lohnkostenzuschuss und individueller Unterstützung bei der Arbeitsgestaltung; die Menschen mit Beeinträchtigung erhalten einen regulären Arbeitsvertrag mit einer adäquaten Entlohnung.
Im Fokus des Pressetermins standen die Projektteilnehmerinnen Jasmin Nowatzki und Leonie Warnecke, die ihre Kolleginnen und Kollegen tatkräftig in Kitas der Paritätischen Hannover gGmbH unterstützen. Leonie Warnecke ist im Familienzentrum Hägewiesen tätig und freut sich, Teil des Kita-Teams zu sein. „Die Arbeit mit den Kindern macht mir großen Spaß, und ich fühle mich hier wertgeschätzt. Anfangs war ich etwas nervös, aber das Team hat mich herzlich aufgenommen und unterstützt mich, wenn ich Fragen habe. Ich habe viel gelernt und bin stolz darauf, hier zu arbeiten.“ Ihr Motto sei: Träume nicht Dein Leben, sondern lebe Deinen Traum.
Michell Wala, Kita-Leitung beim Paritätischen Hannover, sieht im Projekt ein echtes Erfolgsmodell: „Das Projekt ‚Inklusion in Kita-Teams‘ ist eine großartige Chance, Vielfalt in unserem Team zu stärken und Menschen mit Beeinträchtigungen eine sinnstiftende Tätigkeit zu ermöglichen. Die Unterstützung durch Leonie Warnecke ist wertvoll, besonders kleinen organisatorischen Aufgaben. Langfristig trägt ihr Einsatz dazu bei, die anderen Mitarbeitenden zu entlasten. Gleichzeitig lernen wir als Team viel dazu, etwa in Bezug auf inklusive Zusammenarbeit und neue Blickwinkel im pädagogischen Alltag.“
Bereits in drei Einrichtungen der Paritätischen Hannover gGmbH macht das Modell „Inklusion in Kita-Teams“ Programm. „Als Träger sind wir stolz darauf, Teil dieser zukunftsweisenden Maßnahme zu sein“, betont Georg Steimann, Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH. Das Projekt verdeutliche, wie Inklusion in der Praxis funktionieren könne. „Wir erleben, wie bereichernd vielfältige Teams für den Kita-Alltag sind – für die Kinder, die Mitarbeitenden und unsere drei beteiligten Einrichtungen.“
Auch Torben Preuß, Leitung des Fachdienstes der Hannoverschen Werkstätten, begleitet das Projekt und sieht einen großen Erfolg: „Der Auftrag von Werkstätten ist es, Menschen mit Behinderung den Übergang auf den allgemeinen Arbeitsmarkt zu ermöglichen. In den aktuellen Einsätzen, etwa in den Kitas, zeigt sich eindrucksvoll, wie groß die Motivation und das Potenzial der Werkstattbeschäftigten sind. Wenn Inklusion praktisch gelebt wird – mit guter Vorbereitung und verlässlicher Begleitung – entsteht echte Teilhabe am Arbeitsleben.“ Für viele bedeute das nicht nur einen Arbeitsplatz zu haben, sondern auch gestärktes Selbstvertrauen, Anerkennung und neue Perspektiven. „Wir als Werkstatt begleiten diesen Weg mit Überzeugung.“
Die Sozialdezernentin der Landeshauptstadt Hannover, Sylvia Bruns, die zudem Mitglied im Beirat dieses Projektes ist, hob die gesellschaftliche Bedeutung hervor: „Das Projekt ‚Inklusion in Kita-Teams‘ setzt ein starkes Zeichen für eine inklusive Arbeitswelt. Es zeigt, dass Menschen mit Beeinträchtigungen wertvolle Beiträge in der frühkindlichen Bildung leisten können und sollen. Unser Ziel muss es sein, solche Strukturen langfristig zu etablieren und weiter auszubauen – damit Inklusion nicht nur ein Anspruch bleibt, sondern gelebte Realität wird.“
Auch die Vorsitzende des Paritätischen Niedersachsen, Kerstin Tack, zieht eine positive Zwischenbilanz: „Wir freuen uns sehr über diesen Meilenstein und darüber, dass weitere Teilnehmende des Projekts bereits die nächsten Schritte gehen. Menschen mit Beeinträchtigung bringen wertvolle Fähigkeiten ein, Kita-Teams profitieren von mehr Vielfalt, und die Kinder erleben gelebte Inklusion.“ Und sie betont, dass das bislang einzigartige Projekt auch ein Schlüssel gegen den Fachkräftemangel im Bereich der Kindertagespflege sein könne.
Ein zentraler Baustein des Projekts ist die zwölfmonatige Qualifizierungsreihe „Kita-Assistent*innen“, die eine duale Ausbildung mit starkem pädagogischen Fokus bietet. Sie richtet sich speziell an Menschen mit Beeinträchtigungen und kombiniert theoretische Inhalte mit praktischer Arbeit im Kita-Alltag – begleitet von einem inklusiven Team an Dozentinnen und Dozenten.
Das Projekt setzt auf nachhaltige Strukturen: Ziel ist es, die Form der inklusiven Zusammenarbeit langfristig zu etablieren und auf weitere Standorte zu übertragen.
